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Flüssigseife und der Plastikmüll

Plastikmüll durch Flüssigseife

Irgendwann muss es angefangen haben. Ich weiß auch nicht mehr genau wann. Aber irgendwann haben die Deutschen angefangen Flüssigseife in Plastikflaschen in ihre Badezimmer zu stellen. Und klamm und heimlich sind die Seifenschalen mit den Seifenstücken verschwunden. Und mit Ihnen eine ressourcensparende Variante sich zu waschen. Stattdessen gibt es neu: Tonnen von Plastikmüll.

Früher: Da gab es nur die Seife am Stück

Wenn ich bis in meine eigene Kindheit zurück denke, so kann ich mich nicht erinnern dort irgendwo schon bewusst flüssige Seife aus Seifenspendern gesehen zu haben. Generell wurde früher viel weniger auf Plastik gesetzt. Schneidebretter in der Küche oder Gartenmöbel waren früher aus Holz – heute finden sich mindestens genauso häufig Pendants aus Kunststoff in den Haushalten wieder. Teilweise sogar mit einer schlechteren Haltbarkeit, wenn man zum Beispiel auf die Stabilität des Materials achtet.

In meinem Elternhaus gab es früher nur die Seife am Stück. Ich kann mich sogar an lustige Konstruktionen aus Seife, Kronkorken und Magnethalter erinnern: In das neu ausgepackte Seifenstück wurde auf einer Seite der Kronkorken einer Trinkflasche gedrückt. So präpariert konnte die Seife an den Magnethalter gehangen werden, der über dem Waschbecken an den Fliesen befestigt war. So flutschte einem die Seife nicht über das Waschbecken und konnte frei hängend nach der Benutzung wieder gut von allen Seiten trocknen. Praktisch und pfiffig zugleich. Ein solches Modell, was auch ohne Kronkorken auskommt, habe ich euch unten in den Beispielen verlinkt.

Seifenstücke im Supermarkt

Aber irgendwie hat sich dann in meinem eigenen Haushalt auch die Flüssigseife eingeschlichen. Klamm und heimlich. Mit mangelndem Bewusstsein für die Plastikmüll-Problematik.

Heute: So viel Plastikmüll

Pro Kopf produzieren wir Deutschen im Jahr 76 Kilogramm Plastikmüll. Davon stammen 38 Kilogramm aus Verpackungen, die letztlich im Müll landen. Das sind die Zahlen die der NABU für 2019 ermittelt hat. Ebenso haben sich die Mengen an Verpackungsmüll von 1,56 Mio. Tonnen in 1995 auf 3,2 Mio Tonnen in 2019 in mal eben verdoppelt. Als Gründe werden angegeben:

  • Steigender Verbrauch von Kunststoffflaschen, Kunststoffdosen und Kleinverpackungen
  • Trend zu vorverpackter Frischware wie Wurst und Käse sowie Obst und Gemüse
  • Zunehmender Außerhaus-Verzehr und Verbrauch von (gekühlten) Convenience-Produkten
  • Aufwendigere Verpackungen und Verschlüsse
Flüssigseife in Plastikflaschen und Nachfüllbeuteln aus Kunststoff
Flüssigseife in Plastikflaschen und Nachfüllbeuteln aus Kunststoff

Für den Privatverbrauch wird diese Seife größtenteils in Seifenspendern aus Kunststoff verkauft. Und selbst wenn die Flasche noch einmal wiederverwendet und durch ein Nachfüllpack aufgefüllt wird, so kommt die Nachfüllung selbst auch in einer Plastikverpackung daher. Doch meistens landet der Seifenspender direkt im Müll und wird durch einen neuen ersetzt.

Müll, Müll, Müll. Wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass der heute in Plastikflaschen eingesetzte Kunststoff bis zu 500 Jahre benötigt um vollständig zu zerfallen, darf man eigentlich ruhigen Gewissens keine Flüssigseife in Plastikflaschen mehr kaufen.

Zurück in die Vergangenheit und zurück für die Zukunft

Irgendwann letztes Jahr ist es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen. Völlig der Gewohnheit nach habe ich mal wieder „Seife“ auf den Einkaufszettel geschrieben und in Gedanken schon die Flüssigseife in meinem Einkaufswagen gesehen. Denn die Flasche im Bad neigte sich dem Ende zu. Und ebenso in Gedanken wanderte die alte Flasche schon bald in die Wertstofftonne. Und plötzlich kam mir der Gedanke: „Muss das sein?“

Nein, muss es nicht. Denn wie oben beschrieben habe ich früher auch keine Flüssigseife sondern Seifenstücke benutzt und bin auch immer sauber geworden. Warum also nicht eine Seifenschale kaufen und zukünftig wieder auf Seifenstücke setzen? Die lediglich in einer Papierverpackung daher kommen, die man einfach ins Altpapier geben kann. Oder wenn im Bioladen gekauft, vielleicht sogar komplett ohne Umverpackung auskommt. Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen. Wobei man sich hier einfach nur wieder dran erinnern muss, was es Gutes schon mal gab.

In den voran gestellten Fotos sieht man mein aktuelles Beispiel. Die Seifenschalen habe ich Mitte 2021 in einem 2er-Pack bei Amazon gekauft. Dabei habe ich bewusst Schalen aus Holz und nicht aus Plastik ausgesucht. Die eine Schale lag bis jetzt unbenutzt im Schrank. Das benutzte Schälchen hat kürzlich das dritte Seifenstück aufgeladen bekommen. Auf dem zweiten Bild kann man sehen, wie wenig Müll, nämlich nur ein kleines Stück gut recycelbares Papier, bei der Nutzung eines Seifenstücks entsteht. Wesentlich nachhaltiger als das flüssige Pendant mit ihren Plastikflaschen.

Und auch noch Geld gespart!

Also weniger Müll. Aber auch eine höhere Ergiebigkeit. Denn der Pumpmechanismus einer Flüssigseife regt zur Verschwendung an. Das Seifenstück lässt man nur solange zwischen den Händen hin- und herflutschen, bis ausreichend Seife vorhanden ist. Im Vergleich hat man bereits mit nur einmal pumpen am Spender bereits mehr Seife in der Hand – und häufig bleibt es nicht bei nur einmal pumpen. Es gibt Vergleiche die sagen, dass ein 100-Gramm-Seifenstück ungefähr zwei bis drei 250-Milliliter-Flaschen Flüssigseife ersetzen kann. Ein 150-Gramm-Stück dann also gut fünf Flaschen. Ein kleines Rechenbeispiel:

Eine durchschnittliche Flasche gibt es im Discounter schon ab 0,99 Euro. Sagen wir also bei fünf Flaschen mal rund 5 Euro. Und was kostet ein Seifenstück? Die gibt es im Discounter schon ab 0,40 Euro. Und dann kann es, wie in meinem Beispiel, sogar ein 150-Gramm-Seifenstück sein! Die Flüssigseife ist in meinem Discounter-Vergleich über 10 Mal teurer als die Verwendung von Seifenstücken. Nicht nur die Umwelt geschont und Plastikmüll vermieden. Nein, auch gleich noch ein paar Euro weniger ausgegeben! Das freut das kleine MehrScheinchen-Herz. 😉

Vorsicht bei Palmolive Seife

Wie bereits in unserem Bericht über die Mogelpackung 2021 erklärt, nutzen die Hersteller gerne die Möglichkeit, über einen geringeren Packungsinhalt bei gleichen oder sogar noch erhöhten Preis höhere Umsätze und Gewinne zu erwirtschaften. Dem Verbraucher ist das meistens gar nicht bewusst. Er kauft das Produkt so wie immer, bekommt aber weniger als vorher.

Colgate hat bei der Palmolive Seife bereits 2012 die verkauften Seifenstücke von 100 Gramm auf 90 Gramm reduziert – bei gleichen Preis. Das hat damals schon einen versteckte Preiserhöhung von 11,1% bedeute, wie die Verbraucherzentrale Hamburg festgestellt hat. Wenn gleich ich jetzt in 2022 nicht weiß, wie sich der preisliche Nachteil heute gestaltet, so kann man beim Einkauf den Eindruck erlangen, dass die Palmolive Seife genauso viel Inhalt wie eine klassische 100 Gramm-Seite besitzt.

Palmolive Seifenstück 90 Gramm
Palmolive Seifenstücke sind nur 90 Gramm schwer

Also vorsichtig sein und genau hin gucken beim Einkauf.

Seifenschalen und Seife

Ich habe mal bei Amazon ein paar Beispiele für die Seifenschalen rausgesucht. Mit dabei auch die Variante, mit der man das Seifenstück an einem Magnethalter freischwebend an der Wand über dem Waschbecken montieren kann. Ein Kronkorken ist dort nicht mehr erforderlich. Es liegt ein passendes Metallstück bei, dass einfach in die Seife gedrückt werden kann.

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Und wenn ihr bereits die Seifenschale bestellt, dann könnt ihr euch auch gleich noch ein paar Seifenstücke mitliefern lassen:

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Auch Duschen und Reinigen geht ohne Plastik

Seit einiger Zeit gibt es auch für die Freunde der gepflegten Dusche die Möglichkeit ohne Plastikmüll den Körper zu reinigen. Das Stichwort dabei ist „Duschseife“ oder „Festes Duschgel„. Dass Prinzip ist das gleiche, wie oben bei der Flüssigseife. Anstatt eines flüssigen Duschgels in einer Plastikflasche gibt es ein festes Seifenstück mit dem man sich unter der Dusche einseift. Mit dem Unterschied, dass in dem Seifenstück für die Dusche eben die Inhaltsstoffe eines Duschgels enthalten sind. Im Endeffekt sind diese Stücke Duschgel, dem das Wasser entzogen wurde. Man spart aber ebenso Ressourcen und Geld, da auch hier die Seifenstücke eine höhere Ergiebigkeit als flüssiges Duschgel haben.

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Es gibt auch Alternativen für Reinigungsmittel. Everdrop ist ein solcher Anbieter, bei dem man umweltfreundliche und ohne Plastikverpackungen auskommende Reinigungsmittel kaufen kann. Bei Gelegenheit werde ich zu diesem Anbieter noch einen eigenen Beitrag verfassen.

Fazit

Mit Seifenstücken hat man also einige Vorteile:

  • Seifenstücke sind kleiner und verbrauchen weniger Platz beim Transport. Somit hat man weniger CO2-Ausstoß.
  • Keine aufwendige Plastikverpackung. Stattdessen einfache Papierverpackungen oder im Bioladen sogar unverpackt. Auch hiermit weniger CO2-Ausstoß.
  • Kostet im Vergleich zu flüssiger Seife nur einen Bruchteil.
  • Also weniger Müll. Weniger CO2-Belastung. Und geringere Kosten.

Bildquellen

  • PXL_20220207_171702791: © https://mehrscheinchen.de
  • PXL_20220207_171656941-scaled-e1646274450736: © https://mehrscheinchen.de
  • Palmolive Seife 90 Gramm: © https://mehrscheinchen.de
  • Plastikmüll-Fluessigseife-500×333: Foto von Muhammad Numan auf Unsplash

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